Im Gleichgewicht sein bedeutet, es immer wieder zu verlieren und neu zu finden. Das Gleichgewicht eines lebendigen Körpers ist eine Bewegung. Gleichgewicht und Fallen gehören zusammen. Die Schwerkraft wirkt immer, darum fallen wir auch immer. Das Fallen wird durch einen Widerstand aufgehalten. Wenn wir liegen, ist dieser Widerstand die Auflagefläche, auf der wir liegen. Wenn wir gehen, lassen wir uns in die Gehrichtung fallen und bewegen unsere Füsse immer wieder unter den Schwerpunkt. Wenn wir stehen, werden die kleinen Fallbewegungen durch eine ebenso kleine Gegenbewegung ausgeglichen.
In der Kampfkunst Judo werden diese kleinen Bewegungen des Gegners zur Neufindung des Gleichgewichtes genutzt, um ihn zu Fall zu bringen. Die kleinen Bewegungen, die eigentlich dazu dienen, das Gleichgewicht wiederzufinden, werden so verstärkt, dass sie den Gegner noch mehr aus dem Gleichgewicht bringen. Gleichzeitig wird der Gegner daran gehindert, seine Füsse unter seinen Schwerpunkt zu bewegen. Das geht einfach und mit geringem Kraftaufwand.
Feldenkrais-Lektionen beginnen meistens im Liegen. Dadurch sind wir nicht mit der Gleichgewichtsbewegung beschäftigt und können uns leichter entspannen und uns einfacher der Körperwahrnehmung öffnen. Moshé Feldenkrais beschreibt eine Bewegung als dann im Gleichgewicht befindlich, wenn sie jederzeit in jede Richtung verändert oder angehalten werden kann. Eine wunderschöne Beschreibung für Bewegungsfreiheit in allen Lebensbereichen.
In der Contact Improvisation lehnen sich die Tanzpartner gegenseitig an. Gleichzeitig lassen sie sich in die gemeinsame Bewegung und in den Kontaktpunkt fallen. Es entsteht daraus ein Tanz mit dem gemeinsamen Schwerpunkt.